In meiner jahrelangen beruflichen Erfahrung im stationären, tagklinischen und ambulanten Bereich habe ich sehr gute Erfahrungen mit Gruppentherapien gemacht. Aus diesem Grund biete ich diese auch in meiner ambulanten Praxis an.
Bei der Gruppentherapie werden mehrere Patient*innen gleichzeitig in der Praxis behandelt. Die Treffen dauern in der Regel 100 Minuten. In den Gruppen in meiner Praxis starten alle Patient*innen gemeinsam und gleichzeitig. Solche Gruppen nehmen später keine weiteren Patient*innen auf, ihre Zusammensetzung bleibt bis zum Ende des Gruppenzyklus gleich.
Sie erleben, dass Sie mit Ihren psychischen Beschwerden und Konflikten nicht allein sind. Vor anderen über die eigenen Probleme zu sprechen, kann sehr hilfreich sein. Sie erfahren, sich von anderen verstanden und angenommen zu fühlen. Andere berichten, wie sie gelernt haben, ihre psychische Erkrankung zu verstehen und wieder zu gesunden. Durch die sehr persönlichen Gespräche entsteht auch ein besonderes Gefühl, zu der Gruppe zu gehören und in ihr aufgehoben zu sein.
Die gemeinsamen Therapiestunden mit anderen können helfen, sich selbst und die eigene Wirkung auf andere besser einschätzen zu können. Sie können lernen, Ihre Gefühle genauer wahrzunehmen, Ihre Wünsche und Bedürfnisse besser in Worte zu fassen oder auch für diese einzutreten. Sie können anderen Rückmeldungen geben und Feedback von anderen erhalten. Die eigene Sicht der Dinge immer wieder anderen zu erklären und deren Sichtweisen zu hören, erleichtert es, neue Lösungen für alte Probleme zu finden.
In den Beziehungen in der Gruppe können sich auch Muster wiederholen, die Sie aus Ihrem Privat- und Berufsleben kennen. Durch die Gespräche darüber können Sie solche Muster besser erkennen und ändern. In den Auseinandersetzungen mit den anderen können Sie unmittelbar ausprobieren, Gespräche und Konflikte anders zu führen. Sie können lernen, die Sichtweisen anderer besser zu verstehen, konstruktiv Kritik zu üben oder auch Nein zu sagen. Schwierige Situationen können Sie in Rollenspielen erproben. Sich wiederholende Konflikte in der partnerschaftlichen Beziehung oder mit Vorgesetzten am Arbeitsplatz lassen sich manchmal so besser lösen.
Für all dies müssen Sie allerdings wagen, sich mit anderen, die Sie bis dahin nicht kennen, zusammenzusetzen und mit ihnen über sehr Persönliches zu sprechen. Das fällt nicht allen leicht, manchen sogar schwer. Aber viele berichten danach, dass es sich gelohnt hat, eine Gruppentherapie auszuprobieren.
Zur Wirksamkeit von Gruppentherapien gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass Gruppenpsychotherapie sehr hilfreich sein kann. Die Wirksamkeit der Gruppenpsychotherapie ist zum Beispiel für Angststörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen, Zwangsstörungen, Essstörungen oder chronische Schmerzen nachgewiesen. Studien konnten auch die Wirksamkeit von themenspezifischen Gruppen belegen, zum Beispiel um Kontakte und Konflikte angemessener zu gestalten, den Verlust eines nahestehenden Menschen zu verarbeiten oder Stress besser bewältigen zu können. Schließlich haben sich auch themenoffene Gruppen als hilfreich erwiesen, in die alle Teilnehmer*innen ihre spezifischen Anliegen und individuellen Probleme einbringen.
(Nach: Bundespsychotherapeutenkammer, Wege zur Psychotherapie, 2021)